Sozialdemokraten verstecken sich nicht in einem Autohaus zur Wahlkundgebung. Deshalb hat der SPD-Unterbezirk Göttingen die Öffentlichkeit auf den Rathausmarkt am Gänseliesel eingeladen. Niemand Geringes als der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel war eigens im Zug von Berlin nach Göttingen gekommen, um Bernhard Reuter und den zahlreichen Kandidatinnen und Kandidaten der SPD vier Tage vor der Wahl den Rücken zu stärken.

Kreishäuser brauchen an der Spitze Persönlichkeiten mit einer klaren Haltung. Davon ist Sigmar Gabriel überzeugt. Auf der Kundgebung in Göttingen hatte der SPD-Parteivorsitzende gleich die passende Empfehlung parat: „Bernhard Reuter hat immer klare Positionen, wenn auch nicht immer die gleiche wie ich“, sagte Gabriel anerkennend.
Der Vorsitzende des Niedersächsischen Landkreistages, der mit Land und Bund seit Jahren für die kommunalen Interessen streitet, ist für Sigmar Gabriel in jeder Hinsicht die Idealbesetzung für das Landratsamt, über das am Sonntag in direkter Wahl entschieden wird. Gabriel hielt vor über 500 Zuhörern ein flammendes Plädoyer für die Kommunalpolitik. „Die wichtigen Fragen werden im Rathaus und im Kreishaus entschieden, egal ob es um die Ausstattung der Schulen und Kindergärten, die Kulturförderung oder den öffentlichen Personennahverkehr geht“, stellte Gabriel unumwunden fest. Die Kommunalpolitiker engagierten sich aus einem ganz „altmodisch klingenden Grund“: aus Heimatliebe, nicht wegen der Aufwandsentschädigung, die „beim ersten Schützenfest weg ist“. Wer also wählen geht, der tue dies auch aus Respekt vor den Leistungen derjenigen, die sich uneigennützig um das Gemeinwesen kümmern, so der SPD-Vorsitzende.
„Kein Oberbürgermeister oder Landrat kann allein so viel wissen wie die Ehrenamtlichen in den Vereinen und kommunalen Gremien.“ So munterte Gabriel die Kandidatinnen und Kandidaten auf, die am 11. September kandidieren, um sich als Mandatsträger einzumischen. Die Landtagsabgeordnete Gabriele Andretta hatte sogar noch einen draufgesetzt: „Die Kandidatinnen und Kandidaten sind es, die das Herz unserer Partei am Schlagen halten.“ Deshalb habe es die Demokratie verdient, dass möglichst viele Menschen zu Wahl gehen und über die Zukunft ihrer Kommunen entscheiden.
Bernhard Reuter selbst fasst in seiner letzten großen Rede des Wahlkampfes seine Zielrichtung sachlich und kämpferisch zugleich zusammen. Neben der Verbesserung der Bildung für unsere Kinder, der Umsetzung der Energiewende zu bezahlbaren Preisen und der Schaffung von Jobs, die zum Leben reichen, gehe es darum, ein klares Signal nach Hannover und Berlin für die Entschuldung der Kommunen zu setzen. Und Reuter ganz klar: „Im Landkreis kommt es darauf an, dass Schwarz-grün von Rot-grün abgelöst wird. Wir wollen keine Verlängerung für Schwarz-grün mehr!“

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"Volles Haus" bei der SPD. Über 500 Menschen waren auf den Rathausmarkt gekommen.
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Bernhard Reuter: "Wir wollen keine Verlängerung für Schwarz-Grün. Ich stehe für eine rot-grüne Zusammenarbeit, meine Gegenkandidatinnen nicht."
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Promienz vor dem Gänseliesel: OB Wolfgang Meyer, Kreistagsfraktionschef Jörg Wieland, SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel, Stadtratsfraktionschef Frank-Peter Arndt und Landtagsabgeordnete Gabriele Andretta.