Senioren wollen möglichst lange sicher mobil sein. Das gilt vor allen auch im ländlichen Bereich, wo man ohne eigenes Auto Einkäufe, Arztbesuche, Behördengänge und andere wichtige Erledigungen nicht immer problemlos erledigen kann. Autofahren bedeutet, mobil zu sein, Ziele zu erreichen und Wichtiges erledigen zu können. Doch es bedeutet auch, jederzeit für die eigene Gesundheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer verantwortlich zu sein. Deshalb sollte man sich nur ans Steuer setzen, wenn man sich absolut fit fühlt.

Der Straßenverkehr birgt für ältere Menschen besondere Gefahren. Auch wenn in den Statistiken die Zahl der verletzten oder gar getöteten Senioren zurückgeht, so sind doch die Folgen häufig schwerwiegend. Und vor allem in der „dunklen Jahreszeit“ werden noch höhere Anforderungen an alle Verkehrsteilnehmer gestellt.

Zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Thema „Senioren mobil – Sicher ans Ziel“ hatte die Arbeitsgemeinschaft 60 plus im SPD Ortsverein Hann. Münden eingeladen. Im „Ratsbrauhaus“ konnte der Vorsitzende Manfred Wesemann 25 Gäste und Mitglieder begrüßen, darunter auch Friedhelm Hesse und Peter Hüttenmeister vom Vorstand der AG 60 plus des SPD Unterbezirkes Göttingen. Als Referenten gaben Polizeihauptkommissar Jörg Arnecke als Verkehrssicherheitsberater von der Polizeiinspektion Göttingen, die Ärztin Frau Dr. Anne Jitschin, der Ermittlungsrichter Dr. Oliver Jitschin vom Amtsgericht Göttingen und der Fahrlehrer Werner Bleier viele Erfahrungswerte und etliche gute Ratschläge aus ihren jeweiligen Aufgabenbereichen weiter.

Jörg Arnecke nannte als häufigste Unfallursachen Vorfahrtsfehler, Fehler beim Abbiegen, Unachtsamkeit beim Einbiegen in den Verkehr und zu geringen Sicherheitsabstand. Er gab daher allen Senioren den Tipp, sich genügend Zeit zu nehmen und ohne Hektik zu fahren. Wenn möglich solle man den Berufsverkehr morgens und nachmittags meiden und Wege nutzen, die man kennt. Ganz wichtig sei aber, vor jeder Fahrt zu prüfen, ob man sich sicher und fit fühlt. Frau Dr. Jitschin wies darauf hin, dass bei jedem fünften Unfall ein Beteiligter unter Medikamenteneinfluss stehe. Und viele Senioren nähmen mehr als fünf Medikamente täglich. Sie empfahl daher, den Abschnitt zur Fahrtüchtigkeit auf den Beipackzetteln genau zu lesen und zu beachten. Eine Rücksprache mit dem Arzt könne aber auch sehr hilfreich sein. Ein absolutes Fahrverbot für 24 Stunden forderte sie nach einer Narkose, nach der Einnahme von starken Schmerzmedikamenten oder nach der Weitung der Pupillen beim Augenarzt. Unterschätzt würde häufig auch die nachhaltige Wirkung von Schlafmitteln bis in den folgenden Tag hinein.

Als Ermittlungsrichter berichtete Dr. Jitschin aus seinem Alltag, dass das typische Verkehrsdelikt bei Senioren die Verkehrsunfallflucht sei. Diese Tat sei aber keineswegs ein „Kavaliersdelikt“, sondern eine Straftat mit oft einschneidenden Folgen für die Täter. Aus Angst vor den Folgen würde oft nach Verursachung eines Schadens (etwa auf dem Parkplatz eines Supermarktes) die Flucht ergriffen. Doch wer sich unerlaubt vom Unfallort entferne und etwa einen Schaden von über 1.500 Euro verursacht habe, dem werde die Fahrerlaubnis für mindestens ein Jahr entzogen. Vor der „Neuerteilung der Fahrerlaubnis“ müsse dann zunächst die nicht ganz einfache „Medizinisch-Psychologische-Untersuchung“ erfolgreich absolviert werden. Dazu kämen dann noch die strafrechtlichen und die zivilrechtlichen Konsequenzen. Deshalb gelte: Wer einen Verkehrsunfall verursache, dem drohe grundsätzlich nicht die Entziehung der Fahrerlaubnis, wohl aber dem, der eine Verkehrsunfallflucht begehe. Deshalb sei es ganz wichtig, am Unfallort auf die Beteiligten zu warten (ein Zettel an der Windschutzscheibe reicht nicht!) oder die Polizei zu rufen.

Werner Bleier gab als Fahrlehrer viele hilfreiche Hinweise, welche technischen Assistenzsysteme für Senioren das Autofahren erleichtern und sicherer machen können. Als besonders hilfreich hat sich der Notbremsassistent erwiesen. Und auch der dynamische Lichtassistent leuchtet die Straße optimal aus. Die Spurhalteunterstützung lenkt jederzeit dezent in die Spur zurück, und die automatische Parkhilfe hilft wesentlich beim Einfahren in eine Parklücke. Besonders aber wies er auch auf die richtige Sitzposition als Fahrer im Auto hin. Autositz und Lenkrad sollten so eingestellt sein, dass ein dauerhaft sicheres Fahren möglich sei. Und wer keinen sicheren Schulterblick mehr machen könne, der könne durch einen zusätzlichen aufsetzbaren Spiegel seine Sicht zur Seite und nach hinten wesentlich verbessern. Werner Bleier bot generell für Senioren weitere Beratungen sowie die Möglichkeit zu Fahrübungen oder zum Fahrsicherheitstraining an. Einig waren sich alle Anwesenden am Ende der Veranstaltung: Mobilität ist keine Frage des Alters, sondern des Gesundheitszustandes. Und für die eigene Fitness ist entscheidend: In Bewegung bleiben. Das gilt - trotz Auto - für die Beine und für den Kopf. (mw)