Innenstadt: Mehr als nur Fußmatten
Göttingens mittlerweile international bekannte Fußmatte vor dem Fotogeschäft des Göttingers Bernd Boland (52) war wirklich nicht das einzige Thema der AGS-Veranstaltung zur Zukunft der Innenstadt. Erfolgreiche Arbeit braucht Beharrlichkeit. Davon konnten sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde überzeugen.
Vor der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen in der SPD verteidigte der streitbare Innenstadthändler sein Verhalten: „Viele sind zu feige, den Mund aufzumachen.“ Ausgelöst hatten den von den Medien stark beachtete Streit eine schriftliche Aufforderung des städtischen Ordnungsamtes, eine Fußmatte vor dem Geschäftseingang in der Langen Geismarstraße zu entfernen.
Nachdem Boland das Schreiben der Behörde öffentlich gemacht hatte, ruderte die Verwaltung zurück. Die Matte darf jetzt bis zum 31. März liegen bleiben. Doch damit ist der Streit nicht beigelegt. Boland präsentierte Vorschläge für ein stadtgerechtes Mattendesign. Und die Perspektiven der Innenstädte lassen sich nicht an einer Fußmatte festmachen, wobei sich die Anwesenden einig waren: "Es muss schon Regelwerke geben, aber es kommt darauf an, wie man sie auslegt und dass man nicht übertreibt. Man muss Göttingen erkennen können.“ Ein Wildwuchs von Schirmen, Ständern und anderen Dingen in der Innenstadt müsse verhindert werden.
Pro-City-Chef Philipp Bremer beklagte einen Imageschaden für die Stadt und eine Verhärtung der Fronten. „Das ist unnötig. "Da hätte man andere Wege finden können", warb er für einen Kurs der Verständigung. Allerdings könnte die Kommunikation mit der Stadt besser sein. Pro City zeigt sich gesprächsbereit.
Der Oberbürgermeisterkandidat der SPD, Rolf-Georg Köhler, äußerte sich ähnlich: „Im Fußmattenstreit ist das nicht geführte Gespräch das Problem. Das brachte die Galle hoch.“ Einig waren sich die Anwesenden darüber, dass Göttingen eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt benötigt.
Für Bolands Geschäft hatte der Streit übrigens eine überraschend positive Wirkung: Seine Umsätze stiegen eigenen Angaben auf der AGS-Veranstaltung zufolge an. Und noch in der SPD-Veranstaltung erklärte er zudem seinen Beitritt zu Pro-City.