Der Kampf für die „Befreiung der Frau“ ist aktuell wie nie. Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Unterbezirk Göttingen fordert anlässlich des Internationalen Frauentags 2021, dass Frauen nicht die Benachteiligten der Corona- Pandemie sein dürfen. Das erklärte die ASF-Vorsitzende Dr. Dagmar Schlapeit-Beck.

Corona macht die bestehenden Ungleichheiten der Geschlechter sichtbar. Frauen sind die Hauptbetroffenen der Corona-Pandemie auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind beim Kurzarbeitergeld benachteiligt, das maximal eine Fortzahlung von zwei Dritteln des wegfallenden Nettogehalts garantiert, da erwerbstätige Frauen im Durchschnitt niedrigere Einkommen beziehen, seltener eine Aufstockung durch den Betrieb erhalten und sich dank Ehegattensplitting hoch besteuerter Einkommen vieler Ehefrauen negativ auswirkt. Dadurch müssen Frauen mit erheblichen Gehaltskürzungen auskommen.

Nach dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung beträgt der Frauenanteil in den systemrelevanten Berufsgruppen 75 Prozent. Frauen überwiegen in den Pflege- und Sozialberufen, als Erzieherin, Kranken- oder Altenpflegerin. Sie tragen die Hauptlast in der Corona-Pandemie. Aber Applaudieren reicht hier nicht! Die ASF fordert die Anhebung des Lohnniveaus in den Pflegeberufen und verpflichtende Tarifverträge. Erzieherinnen und Lehrerinnen müssen vorrangig geimpft werden können, damit Kitas und Schulen wieder vollständig geöffnet werden.

In der Corona-Krise lastet die Haus- und Familienarbeit zum überwiegenden Teil auf den Schultern der Frauen. In der Krise haben meist die Frauen die zusätzliche Sorgearbeit übernommen, die Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen, etwa nach Schließung der Tagespflegeeinrichtungen. Frauen haben schon vor Corona durchschnittlich 1,5 Stunden täglich mehr Haus- und Sorgearbeit erledigt, als ein Mann. Noch immer erledigen 69 Prozent der Frauen die generelle Hausarbeit allein, so eine aktuelle Studie der BertelsmannStiftung aus Dezember 2020. Im homeoffice, beim homeworking und homeschooling leisten Frauen in der Pandemie eine untragbare Mehrfachbelastung in ihrem Job, als Mutter und im Haushalt.

Neben den gesundheitlichen Folgen besteht die Gefahr, dass Frauen beruflich zurückfallen und vom Aufstieg im Job abgehängt werden. Frauenförderpläne in den Betrieben müssen die neuen digitalen Arbeitsbedingungen aufgreifen und sicherstellen, dass Frauen auch nach der Pandemie beruflich gleich gestellt sind.

Die häusliche Gewalt nimmt in Krisenzeiten zu! Die Situation der Familien in der Coronakrise begünstigt häusliche Gewalt gegenüber Frauen und Kindern. Zufluchtstätten, wie das Frauenhaus Göttingen und Beratungsstellen wie der Frauennotruf, das Frauengesundheitszentrum oder Pro Familia sind in der Corona- Pandemie besonders gefordert. Ihre Arbeitsbedingungen sind jedoch ungleich schwerer.

Die Vorsitzende der ASF-Göttingen Dr. Dagmar Schlapeit-Beck fordert: „Die Mitarbeiterinnen und Bewohnerinnen des Frauenhauses müssen prioritär geimpft werden können, denn diese Arbeit kann nur in Präsenz und im unmittelbaren Kontakt der Betroffenen erfolgen. Das Frauenhaus benötigt ausreichend kostenlose Corona-Schnelltests. Aufgrund des erhöhten Bedarfs müssen auch zusätzliche angemietete Räume etwa in Hotels für die Unterbringung bedrohter Frauen und Kinder finanziert werden.

Die Frauenberatungsstellen benötigen zusätzliche finanzielle Mittel vom Land Niedersachsen und von den Kommunen, da diese während der Corona-Pandemie einen höheren personellen und zeitlichen Aufwand betreiben müssen, um ihre Arbeit erfolgreich meist digital zu gestalten.

Corona legt die systematische Ungleichheit der Geschlechter in unserer Gesellschaft offen. Um diese abzubauen, ist auch eine geschlechtergerechte Verteilung der finanziellen Mittel in allen öffentlichen Haushalten erforderlich.