SPD will mit klaren Inhalten überzeugen
„Manchmal geht es eben mit mir durch“, räumte Katarina Barley vor vollbesetztem Haus mit einem Spritzer Ironie ein. Eben hatte sie ihr Thema „Familienpolitik“ kurz verlassen und engagierte sich nach Art ihres vorhergehenden Amtes als SPD-Generalsekretärin. Kein Wunder, dass sie gleich zwei Eintrittsformulare ausgab und darauf verweisen konnte, dass die SPD in diesem Jahr schon 22.000 neue Mitglieder zählt, davon 40 Prozent im Juso-Alter.
Dem Göttinger Bundestagsabgeordneten, Fraktionsvorsitzenden im Bundestag und SPD-Unterbezirksvorsitzenden hatte sie ihren Auftritt beim Sommerempfang der SPD-Kreistagsfraktion zugesagt und gehalten. Die beiden Prominenten schätzen sich offensichtlich. Barley lobte Oppermann wegen der „sicher nicht immer leichten Aufgabe, 193 selbstbewusste Bundestagsabgeordnete zusammenzuhalten“, Oppermann offenbarte, dass Barleys Mutter einst in Göttingen studiert hatte.
Und wenn die Chemie stimmt, dann kann man sich auch mit Inhalten die Bälle zuspielen. Oppermann bekannte sich nachdrücklich zur europäischen Idee und hofft, dass auch nach dem Brexit Städtepartnerschaften wie die zwischen Göttingen und Cheltenham lebendig bleiben. Er verwies auf die maßgebliche Beteiligung des Bundes bei der Schulsanierung und verwies auf den Plan der SPD, den Soli für alle Jahreseinkommen bis zu 100.000 Euro sofort abzuschaffen.
Barley hat die beeindruckende SPD-Regierungsbilanz der vergangenen vier Jahre mit Mindestlohn, Rente mit 63, Pflegereform und Ehe für alle parat und fragte halb spöttisch, halb ernst, ob jemand im Saal ein CDU-Projekt benennen könnte. Auf den Zuruf „PKW-Maut“ konterte sie mit der CSU-Urheberschaft und rief die jüngsten Vorgänge um die Ehe für alle in Erinnerung. Und sie riet den anwesenden Gästen des Sommerempfangs am Kiessee, sich einzumischen in die politischen Diskussionen, sich nicht frühzeitig geschlagen zu geben – und neue Parteimitglieder zu werben. Sie versprach, im Falle eines SPD-Wahlsiegs die Kita-Gebühren komplett abzuschaffen. Barley: „Das ist wichtiger als eine allgemeine Steuersenkung.“ Widerspruch musste die ausgesprochen sympathische Spitzengenossin dafür nicht befürchten, denn bei der SPD ist dieser Plan selbstverständlich. (gaf)