Aschermittwoch: Mit Humor gegen Steuerschlupflöcher
„Feiern macht richtig Spaß, wenn die SPD in den Umfragen vor der Union liegt.“ Einen besseren Zeitpunkt konnte es für die SPD zwischen Hann. Münden, Göttingen und Osterode nicht geben als am Aschermittwoch, stellte Thomas Oppermann selbstbewusst fest. Der Bundestagsabgeordnete, Fraktionsvorsitzende und Unterbezirksvorsitzende sieht eine „Mobilisierung von links“, wie er in Gieboldehausen vor über 150 Gästen erläuterte.
6500 Männer und Frauen sind seit der Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten und der Vorstellung von Martin Schulz als SPD-Kanzlerkandidat in die SPD eingetreten. Oppermann: „Eine Riesenchance für die gesamte Partei und unser Land, das wir nicht den Hasspredigern am rechten Rand überlassen dürfen.“ Als Gastredner mit erstklassigem Unterhaltungswert konnten Oppermann und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Arnold Sommer den Heidelberger Bundestagsabgeordneten Lothar Binding begrüßen.
Nach einem relativ ernsthaften Einstieg zur „strukturellen Entscheidungsschwäche“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel lief der finanzpolitische Sprecher zur Höchstform auf. Mit der beispielhaften Nennung von Enkeln und Urenkeln mit Schachtelunternehmen auf den Cayman-Inseln, Filzstiftkurven auf dem Flip-Chart und dem Zollstock in der Hand geißelte Binding missbräuchliche internationale Steuer- und Gewinngestaltungen, zitierte aus der Lohnsteuertabelle von 1946 und beschrieb sozialdemokratische Steuergerechtigkeit, indem er das Publikum in Gruppen mit Verdiensten von einem, hundert und tausend Euro aufteilte und Steuerersparnisse in Prozent vorrechnete. Binding: „Die Steuer ist eine Fläche. Wir müssen den Steuersatz mit der Bemessungsgrundlage multiplizieren.“
Das Publikum verstand, warum nicht der nominale Steuersatz, sondern das Schließen von Schlupflöchern die Basis für eine gerechte Steuerpolitik darstellt. Er plädierte für Korrekturen an der „Agenda 2010“, die den heutigen Verhältnissen nicht mehr voll entspreche.
Nach Binding nutzte Dietmar Ehbrecht die Gelegenheit, sich einem größeren Publikum persönlich vorzustellen. Der Berufsschullehrer mit langjährigen kommunalpolitischen Erfahrungen kandidiert am 7. Mai 2017 für SPD, Grüne und Freie Wähler für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters in Gieboldehausen. Scharf kritisierte das frühere CDU-Mitglied extreme Einkommensunterschiede und forderte die Begrenzung der Manager-Gehälter. Den US-Präsidenten hält er für gemeingefährlich. „Europa muss zusammenstehen.“
Zum Abschluss der Traditionsveranstaltung, die mittlerweile zum 27. Mal stattfand, wies die stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Doris Glahn auf die Landtagswahl am 14. Januar 2018 hin. Dann will die Duderstädterin als Wahlkreiskandidatin der SPD antreten. (gaf)