Mit einem großen Festakt in der Stadthalle hat der SPD-Ortsverein Osterode am Harz sein 150. Jubiläum gefeiert. Mit Gästen aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik erinnerten sich die Genossinnen und Genossen aus der Sösestadt an die vielen Erfolge der Partei - aber auch an dunkle Zeiten. Der ehemalige Ministerpräsident, Vizekanzler, Bundesaußenminister und Parteichef Sigmar Gabriel hielt die eindrucksvolle Festrede. Die "Junge Harzer Blasmusik" sorgte für musikalische Untermalung.

Der Ortsvereinsvorsitzende Alexander Saade nutzte seine Begrüßungsrede für einen Rückblick auf die 150-jährige Historie der Partei vor Ort: "Mit der Gründungsveranstaltung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in der Ratswaage begann am 5. April 1868 der solidarische Einsatz der Sozialdemokraten für die Menschen unserer Stadt. 150 Jahre über Verbote, Verfolgungen und Diktaturen hinweg für Freiheit, Gleichheit und Solidarität. Wir sind dankbar und stolz auf unsere politischen Vorfahren und fühlen uns verpflichtet, ihre Ideale auch in die Zukunft zu tragen", resümierte Saade.

Der Vizepräsident des Deutschen Bundestags und Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Göttingen, Thomas Oppermann, unterstrich den Mut und den Einsatz derer, die in schwierigen historischen Zeiten für die Ideale der Sozialdemokratie gekämpft haben. Dabei war er voll des Lobes für die Genossinnen und Genossen aus Osterode: "Wir sollten mehr von dem wagen und machen, was die SPD in Osterode am Harz macht. Wenn wir überall so gut aufgestellt wären, wie in Osterode, im Landkreis Göttingen und im Harz, dann würde die SPD heute deutlich besser dastehen", schloss Oppermann sein Grußwort ab. Der Generalsekretär der SPD Niedersachsen, Alexander Saipa, übermittelte die Grüße der Landespartei. Er bedankte sich ausdrücklich für den Einsatz der SPD Osterode für Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität: "Kämpft weiter mit dem Herz am richtigen Fleck - also etwas links von der Mitte". Landrat Bernhard Reuter sprach ebenfalls zu den Gästen: "Die SPD in Osterode hat nie vergessen, dass sie nicht um ihrer selbst da ist, sondern für die Menschen der Stadt", lobte er. "Ihr könnt nicht nur mit großem Selbstbewusstsein auf eure stolze Geschichte zurückblicken, sondern auch mit großem Selbstbewusstsein in die Zukunft schauen". Als "Hausherr" hielt Bürgermeister Klaus Becker ebenfalls ein Grußwort. Er erklärte, dass es für ihn vor 15 Jahren die richtige Entscheidung gewesen sein, als Bürgermeisterkandidat für die SPD in seiner Heimatstadt Osterode anzutreten: "Gemeinsam haben wir vieles für die Stadt erreicht", stellte Becker in seiner Ansprache fest.

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Eine Überraschung hatte der ehemalige Parteichef Sigmar Gabriel parat. Nach Abschluss seiner Rede ehrte er die Osteroder Sozialdemokratin Gertrud Steschulat für 65-jährige Parteimitgliedschaft. Aus eigener persönlicher Erfahrung lobte er ihre Arbeit für die Sozialdemokratische Partei.

Die eindrucksvolle Festrede wurde von Sigmar Gabriel gehalten, der aufgrund seiner Harzer Herkunft auch viele Erinnerungen an Osterode hat. In seiner Rede ging Gabriel auf die 150-jährige Geschichte der SPD in Deutschland ein: "Die SPD steht für sowas wie die 'gute Seite' der deutschen Geschichte. Sie strebte nach Freiheit, als andere die Freiheit ersticken wollten", stellte Gabriel fest. "Sie trat für gleiche Menschen- und Bürgerrechte ein, als andere die unterschiedliche Wertigkeit von Menschen zum Programm erhoben. Sie verteidigte die Demokratie, als andere Diktaturen errichteten - oder ihre Errichtung zuließen". Auch hob Gabriel die Bedeutung der sozialdemokratischen Bewegung für demokratische und gesellschaftliche Rechte, für die Menschenrechte, aber auch für die kulturelle Teilhabe der zur Anfangszeit ausgegrenzten Arbeiterschaft hervor. Auch die heutigen politischen Herausforderungen wurden von Gabriel angesprochen. So warnte er vor neuer Aufrüstung. "Die SPD muss die Stimme des Friedens sein, wir müssen wieder für Abrüstung sorgen, auch wenn es momentan aussichtlos erscheint", stellte der ehemalige Außenminister und Vizekanzler fest. Mit Worten vom Gewerkschafter und Sozialdemokraten Karl Richter beendete Gabriel seine Festrede: "Du musst das leben wie es ist, aber du darfst es nicht so lassen".

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Zum Abschluss der Veranstaltung folgte eine weitere Überraschung. Thomas Oppermann bat Wolfgang Dernedde auf die Bühne. Der langjährige Ratsherr und Bürgermeister der Stadt Osterode am Harz, Wolfgang Dernedde, wurde für seine 60-jährige Mitgliedschaft in der SPD geehrt: "Lieber Wolfgang, du bist eine ganz zentrale Persönlichkeit in der SPD Osterode. In einer kurzen Ansprache bedankte sich der Geehrte für die Würdigung, insbesondere aber bei seiner Familie für die Unterstützung.

Am Sonntag nach dem Festakt richtete der SPD-Ortsverein Osterode vor der Stadthalle ein offenes Bürgerfest zum Parteijubiläum aus. Es wurde ein umfangreiches Rahmenprogramm geboten. Der Verein „Rückenwind“ hat mit einer Hüpfburg, vielen Spielen und Kinderschminken ein vielfältiges Angebot für die jüngsten Besucher parat gehabt. Mit den „President’s Men“ aus Förste und dem Duo „Melanie Mau & Martin Schnella“ aus Osterode wurde großartige Musik geboten. Das Figurentheater „Favoletta“ aus Schwiegershausen wusste ebenfalls zu begeistern.

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Volles Hassus beim Fest zum Parteijubiläum vor der Stadthalle.