Zum 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts am 12. November erklärt Amina Yousaf, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in Göttingen: „100 Jahre Frauenwahlrecht, ein Grund zu feiern, aber auch um innezuhalten und zu schauen, wohin wir uns heute bewegen“. Mit dem Frauenwahlrecht wurde 1918 eine Forderung erfüllt, für die insbesondere die Sozialdemokratie gekämpft hatte.

Die SPD war die einzige Partei im Deutschen Reich, die die Forderung nach dem Frauenwahlrecht in ihr Programm aufgenommen hatte. Das Erfurter Programm forderte: "Allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht (…) aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts.“ 1895 brachte die SPD unter August Bebel einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Deutschen Reichstag ein.

Als erste Frau in einem deutschen Parlament sprach die Sozialdemokratin Marie Juchacz: „Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist.“ „Dabei gilt unsere Anerkennung den starken Frauen, die entgegen aller Widerstände vor 100 Jahren für sich und für uns Frauen die Teilhabe an politischen Prozessen erstritten haben,“ betont Amina Yousaf.

Doch eine lebendige Demokratie ist unvollendet, solange die soziale und politische Ungleichheit fortbesteht und die Gleichstellung der Geschlechter nicht in allen Bereichen des menschlichen Lebens und Arbeitens erreicht ist. Noch immer sind Frauen im politischen Leben unterrepräsentiert, weshalb sich die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen für die Einführung eines Paritätsgesetzes nach französischem Vorbild einsetzt.

In den nächsten Jahren sind wichtige politische Positionen in der Region, wie der Landrat/die Landrätin, der Oberbürgermeister/die Oberbürgermeisterin und die Abgeordneten für den Landtag und Bundestag zu besetzen. Aber bei Einzelkandidaturen haben es Frauen in allen Parteien noch immer besonders schwer, angemessen berücksichtigt zu werden. So sind nicht einmal 10 % der Hauptverwaltungsbeamten/innen in Deutschland, wie Oberbürgermeister oder Landräte, bisher Frauen. Auch bei den direkt gewählten Abgeordneten in den Landtagen und im Bundestag sind Frauen deutlich benachteiligt.

„Es ist nun Zeit, nach 100 Jahren Frauenwahlrecht, auch eine paritätische Besetzung der politischen Spitzenpositionen in Stadt und Landkreis Göttingen durchzusetzen. Deshalb fordert die ASF alle demokratischen politischen Parteien auf, Frauen für diese Ämter zu nominieren“, fordert Dr. Dagmar Schlapeit-Beck, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in Göttingen.