Den Bemühungen von Robert Schuman, Konrad Adenauer und Jean Monnet sei es zu verdanken, dass wir heute in der Gemeinschaft der Europäischen Union leben, so der Politologe und Journalist Ingo Espenschied, der auf Einladung der Hattorfer SPD AG 60 plus im Rahmen einer Veranstaltung der Europa-Union Deutschlands im Landgasthaus Trüter referierte. In seiner Dokulive-Präsentation stellte Espenschied mit Bildern und Original-Tonaufnahmen die „Gründungsväter Europas“ und die Entstehung der EU vor.

Er stellte voran, dass der Erste Weltkrieg zwar Europa in den Abgrund gerissen hatte, aber auch die Chance geboten habe, das Europa von heute zu bilden. Man müsse sich bewusst sein, dass wir in Europa von außen um die EU beneidet würden, so Espenschied.

Dabei begann die Geschichte der Europäischen Union bereits 1950 mit der Pressekonferenz Robert Schumans. Damals schlug Robert Schumann als französischer Außenminister dem Kanzler der Bundesrepublik Konrad Adenauer einen gemeinsamen Markt für die beiden wichtigsten Industriezweige Kohle und Stahl vor. Dieser gemeinsame Markt sollte die Nachkriegswirtschaft ankurbeln und auch den Wandel in die angespannten deutsch-französischen Beziehungen bringen. Wegweisend sei hier auch die 1922 gegründete Paneuropa-Union unter der Führung von Richard Nikolaus Graf von Coudenhove-Kalergi zu nennen, der unter anderem auch Albert Einstein, Konrad Adenauer und Aristide Briand angehörten und die für ihr Bemühen sogar den Friedensnobelpreis erhielten.

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Der Politologe und Journalist Ingo Espenschied referierte über die Entstehungsgeschichte des vereinigten Europas.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe zwar Großbritannien unter der Führung Winston Churchills eine gesamteuropäische Zusammenarbeit der Länder angestrebt, die jedoch unabhängig voneinander agieren sollten. Einen Schritt weiter gingen die Föderalisten, die einen europäischen Bundesstaat anstrebten, erklärte Espenschied. Der Europa-Kongress in Den Haag im Mai 1948 war schließlich die Initialzündung zur Gründung des Europarats und wurde mit einer Resolution beschlossen. Weiter spielte auch Jean Monnet als Wirtschaftsfachmann eine große Rolle. Sein erarbeitetes Papier ging später nach der historischen Pressekonferenz Schumans am 9. Mai 1950 als sogenannter Schumann-Plan in die Geschichte ein. Diesem folgend wurde im Jahr darauf die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet. Die Gründerstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und die Benelux-Länder regelten hier fortan unabhängig von ihren Staaten die Angelegenheiten der Montanindustrie. Das Kontrollorgan, die sogenannte Hohe Behörde war die erste supranationale Institution Europas. Die erste Direktwahl erfolgte 1979. „Bis heute gibt es keine andere Institution, die ein direktes Mandat von den Bürgern erhält. Die Europäische Union ist heute ein weltweit einzigartiges Gebilde", betonte Espenschied.

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Diese Veranstaltung sei der Auftakt zu einer ganzen Reihe, die im Kreis Göttingen stattfinden werden, so der Kreisvorsitzende der Europa-Union Deutschland, Harm Adam. „Unsere Gesellschaft ist, was den Umgang mit Migranten und die zunehmende Digitalisierung angeht, in einem bedenklichen Zustand. Da lohnt es sich, den Frieden stiftenden Charakter der Europäischen Union immer wieder vor Augen zu halten.“