Mit dem Vorsitzenden der Bundes-SPD haben die Sozialdemokraten in Bovenden am Wochenende die Gründung ihres Ortsvereins vor 125 Jahren gefeiert. Sigmar Gabriel verknüpfte die örtliche Parteigeschichte geschickt mit den Größen der Gesamtentwicklung von August Bebel über Willy Brandt bis zu Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Entspannt, aber selbstbewusst ohne platte Polemik gelang es dem Politiker aus Goslar, der in Göttingen studierte, die Lacher auf seine Seite zu ziehen.

Gabriel sieht die SPD in der aktuellen Situation besonders gefordert. „Wir sind die Experten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Und genau den gelte es, angesichts des großen Flüchtlingszustroms zu bewahren. Er warnte davor, die armen Menschen, die kommen, gegen die armen Menschen, die hier sind, gegeneinander auszuspielen. Parteichef und Vizekanzler Gabriel erinnert sich an jene Zeit, als er gemeinsam mit dem heutigen Bovender SPD-Vorsitzenden und damaligen Gewerkschaftssekretär Jörg Ahlborn die gewerkschaftliche Erwachsenenbildung aufbaute und bezeichnete sich selbst als „Vorsitzenden des Fanclubs von Ahlborn“. Ausdrücklich lobte er Menschen wie ihn, die ehrenamtlich Politik gestalten. Gabriel: „Niemand macht das für die geringe Aufwandsentschädigung, die den Ratsmitgliedern gezahlt wird. Die ist bereits beim ersten Schützenfest weg.“

Rund 90 Prozent der Menschen würden sich „aus Heimatliebe“ dafür einsetzen, „dass sich die Verhältnisse verbessern“. Die Ehrenamtlichen sind trotz ihrer schwindenden Anzahl nach wie vor die Träger der Parteiarbeit und des Gemeinwesens. Sie ließen sich nicht durch Probleme vom Engagement abbringen, sagte Gabriel. Das Bovender Parteijubiläum zeige, dass diese Arbeit viel bewirken könne.

Willy Brandts Wunsch, ein Volk der guten Nachbarn zu sein, könne laut Gabriel heute ein gutes Motto bei der Integration von Flüchtlingen sein. Der von Ahlborn befürchtete Rechtsradikalismus und -populismus finde an den Rändern der Gesellschaft statt und stelle keine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar, solange die Mitte der Gesellschaft stabil bleibe, betonte der Parteichef.

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Kennen sich schon "von früher": Jörg Ahlborn, Bovender SPD-Vorsitzender und ehemaliger Gewerkschaftssekretär und Sigmar Gabriel, heute SPD-Parteivorsitzender, früher JUSO-Aktiver während seines Studiums in Göttingen. Foto: Gerd Aschoff

Man müsse zulassen, dass die Menschen ihre Ängste äußern. Gabriel sagte, die SPD sei Experte für den Zusammenhalt der Gesellschaft, und die Sozialdemokratie in dieser Zeit sei besonders gefordert. An der Veranstaltung im Bürgerhaus Bovenden nahmen Ehrenamtliche aus den zahlreichen Bovender Vereinen, Bürgermeister aus den Nachbargemeinden sowie Landrat Bernhard Reuter und Göttingens Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler teil. Der Auftritt des Parteivorsitzenden wurde auch von den überregionalen Medien begleitet. (gaf)

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Der Saal im Bürgerhaus Bovenden war gut gefüllt. Foto: Janek Freyjer

Presseartikel zur Jubiläumsveranstaltung